Hörgeräteversorgung

Wenn bei Ihnen eine Hörgeräteversorgung notwendig wird, können wir aus HNO-ärztlicher Sicht folgende Fragen schon jetzt beantworten:

 

Hörgeräte - nur "Krücken"?

Ja, aber... Hörgeräte ersetzen das natürliche Gehör leider nur unvollständig. Besonders in geräuschvoller Umgebung und ganz besonders bei Veranstaltungen, wo viele Stimmen durcheinander reden, ist die Hörgeräte-Technik einem gesunden Ohr unterlegen. Alle Hörgeräte verstärken Sprachsignale gleich gut, manchmal haben "billigere" Geräte sogar einen besseren Klang. Komfortablere Geräte sind in der Lage Störgeräusche, wie "Tellerklappern, Gläserklirren, Türenschlagen, Motorbrummen und ähnliches" zu erkennen und auszufiltern. Das erhöht den Tragekomfort und die Sprachverständlichkeit. High-End-Geräte haben eine Umschaltmöglichkeit auf "Richtmikrophon", das Ihnen in einem Stimmengewirr erlaubt, Ihr Gegenüber zu verstehen, obwohl vielleicht neben Ihnen jemand lauter spricht. Sie sollten also gut überlegen, in welchen Situationen Sie am häufigsten auf eine Hörhilfe angewiesen sind. Letztlich werden Sie und Ihr "Geldbeutel" darüber entscheiden, welche Geräte Sie sich anpassen lassen. Bei geringen finanziellen Mitteln sollten Sie zunächst "Kassengeräte" anpassen lassen. Diese Geräte sind bei guter Einstellung in vielen Fällen ausreichend.

 

Reicht 1 Hörgerät?

Nein! Bis auf ganz wenige Ausnahmen ist heute die beidseitige Versorgung der Standard. Nur eine beidseitige Versorgung ermöglicht Ihnen im Störgeräusch ein ausreichendes Sprachverständnis. Außerdem lässt die Spracherkennung bei einseitiger Versorgung schon nach 1-2 Jahren auf dem nicht versorgten Ohr stark nach, so dass zu einem späteren Zeitpunkt eine Versorgung des zweiten Ohres häufig nicht mehr zum gewünschten Sprachverständnis führt. Sie sollten also von Anfang an immer Hörgeräte an beiden Ohren anpassen lassen. Wenn Sie einen bestimmten Betrag für die Hörgeräte zur Verfügung haben, dann geben Sie bitte unbedingt diese Summe für eine beidseitige Versorgung aus. Der technische Vorteil nur eines Gerätes kann die Vorteile einer beidseitigen Versorgung nicht wettmachen.

 

Hörgeräte - sieht jetzt jeder meine Behinderung?

Jein, aber ...Es geht bei großen Gehörgängen (CIC) oder mit erheblichem operativen Aufwand (TICA) auch unsichtbar. Im-Ohr-Geräte (IdO) sind leicht einsetzbar, nur von vorne sichtbar und wären deshalb sehr beliebt. Aber Im-Ohr-Geräte verlegen den Gehörgang vollständig (Verstopfungsgefühl) und sind korrosionsanfällig und haben deswegen eine deutliche verkürzte Lebensdauer. Ersatzgeräte sind nicht sofort individuell anpassbar. Kleine Geräte gehen leichter verloren. Bei den Im-Ohr- oder Concha-Geräten sitzt die Technik im Ohrpass-Stück, was eine gründliche Reinigung erschwert. Wir empfehlen fast ausnahmslos Hinter-dem-Ohr-Geräte (HdO), auch wenn diese von vorne und hinten sichtbar sind. Seit 2004 ist hier eine offene Versorgung häufig möglich, d.h. der Gehörgang bleibt frei und man kann "natürlich" und "verstärkt" hören. Nach Meinung der HNO-Ärzte wiegen die Vorteile bei Funktion, Kosten, Robustheit und Problem-Management bei weitem den Nachteil der Auffälligkeit auf.

 

Hörgeräte rein und fertig?

Leider nein! Sie benötigen eine mehrwöchige Eingewöhnungsphase, in der eine optimale Einstellung der Hörgeräte noch nicht möglich ist. In dieser Zeit müssen Sie mehrmals und gemeinsam mit dem Akustiker die Hörgeräte anpassen lassen. Je genauer Sie dem Akustiker Ihre Erfahrungen schildern können, desto besser wird die Anpassung an Ihr Ohr und Ihre Hörsituationen gelingen. Wenn Sie schließlich mit den Hörgeräten zufrieden sind, werden wir die Anpassung überprüfen. Erst dann zahlt die Krankenkasse den Akustiker und die Hörgeräte. Welcher Betrag dabei übernommen wird, erfahren Sie genau bei Ihrer Krankenkasse oder ungefähr auch beim Akustiker. Einmal im Jahr sollten Sie dann die Gehörgänge beim HNO-Arzt kontrollieren lassen, weil die Ohrpass-Stücke das Ohrenschmalz leicht nach innen drücken bzw. der "Lautsprecher" verlegt wird. Folgekosten? Leider müssen Sie die Batterien selbst bezahlen. Durchschnittlich halten Batterien bei ständigem Gebrauch der Hörgeräte (ca. 12 -14 Stunden pro Tag) nicht länger als eine Woche.

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HNO-Praxis Dres. Weisemann/Bischof, Mühldorf a. Inn, http://www.hno-muehldorf.de/